Viele Christen sind sich bezüglich der Gabe des Sprachengebets unsicher. Einige lehnen sie aus Unsicherheit ganz ab, weil sie in ihrer Gemeinde oder in anderen Kreisen gelehrt wurden, dass diese Gabe – ebenso wie andere Geistesgaben – heute nicht mehr vorkommen. Dafür aber gibt es keinen biblischen Beleg – ganz im Gegenteil.
Die Bibel ist voll von Belegen für die unaufhörliche Existenz aller Geistesgaben für alle Nachfolger Jesu zu allen Zeiten – bis an das Ende dieses Weltzeitalters.
Andere Christen glauben zwar, dass das Sprachengebet auch heute noch existiert und angewendet werden soll, doch sie beschränken es lehrmäßig auf die Aussage, dieses Gebet könne nur eine in dieser Welt existierende Sprache sein, also keine „nicht menschliche“ Sprache.
Richtig ist, dass die Sprachenrede (auch Zungenrede, Sprachengebet, Zungengebet genannt) oft eine in dieser Welt existierende Sprache ist – der bekannteste Beleg dafür ist sicher die Erzählung vom „Pfingstwunder“ in Apostelgeschichte 2. Dort tritt die Gabe der Sprachenrede zum ersten Mal auf, als die Jünger nach Jesu Himmelfahrt vom Heiligen Geist erfüllt wurden und begannen, in anderen Sprachen, die sie im Natürlichen nicht beherrschten, zu sprechen. Hier ist tatsächlich nur von Fremdsprachen, die in dieser Welt existieren, die Rede (Apg 2, 5 – 11: Damals lebten in Jerusalem gottesfürchtige Juden aus vielen verschiedenen Ländern. Als sie das Brausen hörten, liefen sie herbei. Bestürzt hörte jeder von ihnen die Versammelten in seiner eigenen Sprache reden. Außer sich vor Staunen riefen sie: »Wie kann das sein? Diese Leute stammen alle aus Galiläa, und doch hören wir sie in den Sprachen der Länder sprechen, in denen wir geboren wurden! Da stehen wir – Parther, Meder, Elamiter, Leute aus Mesopotamien, Judäa, Kappadozien, Pontus, der Provinz Asien, Phrygien, Pamphylien, Ägypten und den Gebieten von Libyen aus der Gegend von Kyrene, Besucher aus Rom, Juden sowie zum Judentum Übergetretene, Kreter und Araber – und wir alle hören diese Leute in unseren eigenen Sprachen über die Taten Gottes reden.« ).
Darüber hinaus belegt die Bibel aber auch, dass das Beten in Sprachen auch in nicht in dieser Welt exisitierenden Sprachen geschehen kann. Ich möchte hier gerne einen kleinen „Grundabriss“ über das Thema „Sprachengebet“ generell geben, in dem diese Aussage auch belegt wird.
Das griechische Wort für Sprachengebet heißt „Glossolalie“ und bedeutet soviel wie „Sprachen- oder Zungenrede“. Menschen, die mit der Zungenrede noch keine Erfahrung haben, verstehen diesen Begriff oft falsch und denken, dass ihre Zunge sich sozusagen „selbständig“ macht und außer Kontrolle gerät, wenn sie sich auf die Gabe der Zungenrede einlassen würden. Aber das ist absolut nicht der Fall. Der Betende kann vollkommen selber bestimmen, ob er in Sprachen betet oder nicht, ebenso bestimmt er selbst, wann er damit beginnt und wann er wieder aufhört – genau wie bei einem Gebet in seiner natürlichen Sprache. Wenn jemand in Sprachen betet, bestimmt er also selbst den Anfang und das Ende des Sprachengebets (und völlig normal kann das Sprachengebet auch mit Gebet in der natürlichen Sprache kombiniert werden), aber er bestimmt nicht den Inhalt bzw. die Worte des Gebets. Hierin überlässt er sich dem Wirken des Heiligen Geistes, dem er erlaubt, seine Sprachwerkzeuge zu gebrauchen. Der Heilige Geist tritt nie gewaltsam in unser Leben ein, sondern er respektiert unsere Persönlichkeit und klopft sehr zart an, ob er willkommen ist. Alles, was zwanghaft geschieht, ist nicht das Wirken des Heiligen Geistes, sondern kann ganz unterschiedliche Gründe haben (z. B. psychische Gründe, aber auch andere).
Keinesfalls ist das Sprachengebet ein Stöhnen oder Lallen, wie Unkundige manchmal behaupten. Vielmehr ist es ein Reden in einer nicht erlernten Sprache, die dem Rhythmus und der Melodik einer Fremdsprache ähnelt. Auf Unvoreingenommene wirkt das Sprachengebet normalerweise wie eine ganz normale Fremdsprache.
In der Bibel wird das Sprachengebet vor allem bei Paulus erwähnt. Er spricht an sehr vielen Stellen über dieses Thema – was ein Hinweis darauf ist, wie wichtig diese Gabe Gott ist. Generell spricht Gott in der Bibel über die Dinge, die er für besonders wichtig hält, besonders viel – während er über Dinge, die nicht so entscheidend wichtig sind, nur wenig (oder sogar gar nicht) spricht. Es gibt Themen, die unter Christen einen hohen, manchmal beinahe „heilsnotwendigen“ Stellenwert erlangt haben, über die Gott aber in der Bibel kein einziges Wort verloren hat. Dies sollte uns zu denken geben und dazu bringen, die Wertung und Wertigkeit der Themen im Leben mit Jesus neu zu überdenken.
Das Sprachengebet ist unzweifelhaft ein Thema, dem Gott viel Aufmerksamkeit widmet.
Deshalb sollten wir dies auch tun.
In 1 Kor 13, 1 nennt Paulus das Sprachengebet ein „Reden in Menschen- und Engelssprachen“ (1 Kor 13, 1: Wenn ich in den Sprachen der Menschen und der Engel rede, aber keine Liebe habe, so bin ich ein tönendes Erz geworden oder eine schallende Zimbel.) – das ist einer der Hinweise darauf, dass es sich bei der Zungenrede nicht nur ausschließlich um eine auf der Welt existierende Sprache handeln muss. Es gibt himmlische Sprachen, die auf der Welt nicht verständlich sind – das erfahren wir u. a. in 2 Kor 12, 3 + 4.
Dort heißt es: „Und ich kenne denselben Menschen – ob er im Leib oder außer dem Leib gewesen ist, weiß ich nicht; Gott weiß es -, der wurde entrückt in das Paradies und hörte unaussprechliche Worte, die kein Mensch sagen kann.“ Daraus wird sehr deutlich, dass es auch Sprachen gibt, die Menschen auf natürliche Weise – also von sich und ihrem Verstand aus – nicht sprechen können. Wenn der Heilige Geist einem Menschen aber diese Worte in den Mund legt, dann können sie sie sprechen.
Paulus erklärt, wer in Sprachen betet, spricht im Geist zu Gott. Für alle anderen außer Gott – auch für sich selbst – spricht er Geheimnisse aus; niemand sonst versteht, was er sagt (1 Kor 14, 2). Man weiß also in der Regel auch selbst nicht, was man betet, wenn man in Sprachen betet – doch man darf dem Heiligen Geist vollkommen vertrauen, das er einem die wirklich richtigen Worte gibt. Paulus gibt auch Anhaltspunkte über den Inhalt von Sprachengebet: In der Regel ist dieses Gebet ein Ausdruck des Dankens und Lobpreises Gott gegenüber. Deshalb kann es durchaus – wie z. B. ein Psalm – gesungen werden (1 Kor 14, 15 – 17). Man kann aber auch ein eigenes Thema auf dem Herzen haben und dann in Sprachen beten – z. B. in der Fürbitte, in der Anbetung, in einer Phase, in der man Gott fragt zu bestimmten Themen usw. usw. Es sind keine Grenzen gesetzt, wo die Bibel es „verbietet“, das Gebet in Sprachen einzusetzen. Ganz im Gegenteil – das gesamte Neue Testament ermutigt uns, diese Gabe oft und ausgiebig anzuwenden.
Wenn wir einmal die Bibel thematisch danach „untersuchen“, stellen wir schnell fest, dass Paulus das Sprachengebet sehr schätzte. Das lag zum einen daran, dass das Sprachengebet ein Charisma – also eine Gnadengabe des Heiligen Geistes – ist (1 Kor 12, 10). Wenn der Heilige Geist Menschen beschenkt, so ist das grundsätzlich etwas Positives. Darüber hinaus aber hat Paulus auch sehr gute Erfahrungen mit dieser Art des Betens gemacht. Er sagt, wer in Sprachen redet, erbaut sich selbst (1 Kor 14, 4). Das Sprachengebet tut ihm gut und stärkt ihn im Glauben. Und was für Paulus galt, gilt für alle Nachfolger Jesu durch alle Zeiten hinweg natürlich ebenso.
Und noch ein Argument bringt Paulus ein. In Römer 8, 26f schreibt er: „Desgleichen hilft auch der Geist unsrer Schwachheit auf. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich’s gebührt; sondern der Geist selbst vertritt uns mit unaussprechlichem Seufzen. Der aber die Herzen erforscht, der weiß, worauf der Sinn des Geistes gerichtet ist; denn er vertritt die Heiligen, wie es Gott gefällt.“ Hier spricht er auch auf das Sprachengebet an, wenn er sagt „der Geist hilft unserer Schwachheit auf, denn wir wissen nicht, was wir beten sollen …“. Das ist eine Erfahrung, die wir alle kennen – oder? So oft weiß man schon nach wenigen Sätzen nicht mehr wirklich, was und wie man noch beten soll, ohne sich immer wieder im Kreis zu drehen und die Dinge nur ein wenig anders zu formulieren
Wenn wir uns aber dem Heiligen Geist ganz überlassen und ihm erlauben, uns die richtigen Worte des Gebets in den Mund zu legen, können wir plötzlich stundenlang beten, ohne überlegen zu müssen, wie wir es am besten ausdrücken können. Auf unserem Herzen liegt vielleicht ein Thema – Anbetung, Fürbitte oder was immer – und wir sprechen Worte, die wir nicht verstehen, und spüren gleichzeitig, dass unser Herz berührt und auf eine Art von der Last, die auf ihm liegt, befreit wird. Der Geist Gottes kennt uns gut – sehr viel besser sogar, als wir selber, und im Sprachengebet kann er sogar die Dinge unseres Herzens vor Gott bringen, die vor uns selbst noch verborgen sind. Ebenso sind wir in der Lage, genau die richtige Fürbitte für Leute zu tun, deren Not wir auch gar nicht oder nicht genau kennen.
Wer nun die Gabe des Sprachengebets praktiziert, hat keine besondere Auszeichnung von Gott bekommen, und wer es (noch) nicht tut, ist kein minderwertiger Christ. Jedoch steht das Sprachengebet jedem Christen zur Verfügung – wir brauchen es nur zu wollen (denn es liegt – wie bei allen anderen Dingen auch – in unserer eigenen Entscheidung, ob wir dieses Geschenk annehmen oder nicht). Gott schenkt seinen Kindern diese Gabe, um die persönliche Beziehungspflege mit ihm zu erleichtern und ihren Glauben zu stärken. Diese Gabe ist jedem Christen zu wünschen und kann von jedem erbeten werden. Zum Schluss möchte ich noch „9 gute Gründe für das Sprechen in anderen Sprachen“ nennen, die ein befreundeter Pastor einmal zusammengestellt hat
9 gute Gründe für das Sprachengebet
Vom Wesen her ist das Sprechen in anderen Sprachen ein Kennzeichen der neuen Schöpfung oder des Neuen Bundes, indem der Geist ausgegossen wird auf alles Fleisch – im Gegensatz zum Alten Bund. Menschen sprechen inspiriert vom Heiligen Geist. Gott legt seine Worte in unser Herz und unseren Mund. Damit erfüllen sich alle Prophetien des Alten Testaments über den Neuen Bund, in welchem Gott sein Wort durch seinen Geist in unser Herz gibt. Und wovon das Herz voll ist, davon läuft der Mundüber.
Grund 1
Apg 2, 16f = Joel 3, 1 – 5
Jes 44,3
1 Kor 14, 21 = Jes 28, 11.12
Also ist das Sprechen in anderen Sprachen (inspiriert vom Heiligen Geist) die Erfüllung der Verheißungen über die Erfüllung mit dem Heiligen Geist. So begründet es Petrus in der Pfingstpredigt (Apg 2, 16f) und Paulus in 1 Kor 14, 21.
Grund 2
Joh 4, 23.24
2 Kor 3, 3.4
Gott möchte angebetet werden im Geist. Der Diesnt des Neues Bundes ist in seiner Gesamtheit ein Dienst des Geistes, der lebendig macht.
Grund 3
Mk 16, 14
Jesus erwartet es von uns. In Markus 16, 17 sagt er: „Die Zeichen aber, die denen folgen werden, die da glauben, sind diese: In meinem Namen werden sie böse Geister austreiben, in neuen Zungen reden …“
Grund 4
1 Kor 14, 4
Judas 20
Es erbaut uns. Viele sagen, es brächte ihnen nichts, in anderen Sprachen zu sprechen, und sie tun es nicht, obwohl sie es können. Nicht unsere Seele (Denken, Fühlen, Wollen), sondern unser Geist, unser Herz, wird erbaut. Unser Verstand kann damit nichts anfangen, aber unser Herz sehr wohl.
Grund 5
Röm 8, 26.27
Wir können in einer vollkommenen Weise beten, die rein ist und sowohl dem Willen Gottes als auch unserem Herzen (innersten Verlagen) entspricht.
Grund 6
Jak 3, 2 – 12 Die Hingabe unserer Zunge, die schwerer zu bändigen ist, als jedes andere Teil unseres Körpers, ist ein großer Schritt in die Richtung, uns ganz Gott auszuliefern.
Grund 7
Röm 8, 26
Apg 10, 26
1 Kor 14,2Eph 6, 18
Wir bleiben uns der Gegenwart Gottes besser bewusst, leben mehr in der geistlichen Realität, was unseren Glauben und unsere Gemeinschaft mit Gott stärkt.
Grund 8
1 Kor 12, 4 = 14, 26
1 Pt 4, 10Wie auch die anderen Gnadengaben des Geistes ist die Sprachenrede Gottes „Gnade in Aktion“, was für die Erbauung der Gemeinde ein unverzichtbarer Dienst ist. Sprachenrede mit Auslegung ist ein Dienst.
Grund 9
Apg 4, 24
Apg 19, 6
Röm 15, 5 – 6
Es gibt weniges, das wir wirklich in totaler Einheit gemeinsam tun können. Wenn wir gemeinsam in Sprachen singen, werden wir „ein Herz und ein Mund, ein Sinn und ein Verlangen“.
Es gibt dem Heiligen Geist Raum und lässt seine Kraft frei werden, um zu wirken. Meistens treten die anderen Geistesgaben erst in einer solch geistlichen Atmosphäre auf
© Lisa Holtzheimer