Andacht vom 26. Januar 2017

Shalom ich wünsche dir einen gesegneten und liebevollen Tag. Genieße die Liebe Gottes in allem, sei dir immer ganz tief bewusst, du bist ein geliebtes Kind Gottes. Darauf kannst du immer vertrauen, nichts und niemand werden dich jemals trennen von der Liebe Gottes!

Liebet eure Feinde, tut wohl denen, die euch hassen!

Lukas 6, 27-38 

Euch aber, die ihr zuhöret, sage ich: Liebet eure Feinde, tut wohl denen, die euch hassen;

segnet, die euch fluchen, und bittet für die, welche euch beleidigen!

Dem, der dich auf den Backen schlägt, biete auch den andern dar, und dem, der dir den Mantel nimmt, verweigere auch den Rock nicht.

Gib jedem, der dich bittet, und von dem, der dir das Deine nimmt, fordere es nicht zurück.

Und wie ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, tut auch ihr ihnen gleicherweise.

Und wenn ihr die liebet, die euch lieben, was für eine Gnade habt ihr? Denn auch die Sünder lieben ihre Liebhaber.

Und wenn ihr euren Wohltätern Gutes tut, was für eine Gnade habt ihr? Denn auch die Sünder tun dasselbe.

Und wenn ihr denen leihet, von welchen ihr wieder zu empfangen hoffet, was für eine Gnade habt ihr? Denn auch die Sünder leihen den Sündern, um das Gleiche wieder zu empfangen.

Vielmehr liebet eure Feinde und tut Gutes und leihet, ohne etwas dafür zu erhoffen; so wird euer Lohn groß sein, und ihr werdet Kinder des Höchsten sein; denn er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen.

Darum seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.

Und richtet nicht, so werdet ihr nicht gerichtet; verurteilet nicht, so werdet ihr nicht verurteilt; sprechet los, so werdet ihr losgesprochen werden!

Gebet, so wird euch gegeben werden; ein gutes, vollgedrücktes, gerütteltes und überfließendes Maß wird man euch in den Schoß geben. Denn mit eben dem Maße, mit welchem ihr messet, wird euch wieder gemessen werden.

Keines der Gebote Jesu ist so heftig erörtert worden und hat so viele Auseinandersetzungen ausgelöst wie das Gebot der Feindesliebe. Bevor wir es befolgen können, müssen wir herauskommen, was damit gemeint ist. Im Griechischen gab es drei Wörter für lieben. Das Wort „eran“ bezeichnete die leidenschaftliche Liebe, die Liebe eines Mannes für eine Frau. Mit dem Wort „philien“ wurde die Liebe zu den nächsten und liebsten Menschen, die Zuneigung des Herzens bezeichnet. An dieser Stelle wird jedoch keines dieser beiden Wörter gebraucht, sondern vielmehr das Wort „agapan“ für dessen Übersetzung wir einen ganzen Absatz brauchen.

„Agapan“ ist ein Ausdruck tätigen Wohlwollens gegenüber einem anderen Menschen. Es besagt, dass du stets nur das Beste dieses Menschen im Auge haben sollst, ohne Rücksicht darauf, wie er sich dir gegenüber verhält, was er dir antut. Entschlossen wirst du dein Ziel verfolgen, gut und freundlich zu ihm zu sein. Diese Wortwahl ist bezeichnend. Du kannst deine Feinde nicht in der gleichen Weise liebe, wie du die dir am nächsten und liebsten Menschen liebst. Das wäre unnatürlich, unmöglich, ja, sogar falsch. Doch du kannst ohne Rücksicht darauf, was ein Mensch dir getan hat, selbst wenn er dir nach dem höchsten Gut trachtet. Aus dieser Stelle geht eines ganz deutlich hervor. Die Liebe, die du für deine Liebsten empfindest, ist nicht dein Verdienst, sie fällt dir zu. Die Liebe zu deinen Feinden dagegen ist nicht nur eine Sache des Herzens, sondern auch des Willens. Nur durch die Gnade Jesus Christi gelangst du dorthin. Du musst dich dafür entscheiden und Jesus Christi hilft dir es zu vollziehen. Gott gibt das Wollen und das Gelingen(Phil2, 13), es ist nicht deine eigene Kraft, sondern die dir gegebene Kraft von Gott. Sei dir der tiefe dieser Stelle vom ganzen Herzen immer Bewusst wenn du sie liest. Lasse sie groß werden in deinem Herzen, damit sie sich verwurzelt und dein Handeln bestimmt.

Dieser Abschnitt berührt zwei wesentliche Sachverhalte der christlichen Ethik.

  1. Die christliche Ethik ist eine positive Sittenlehre. Sie besteht darin, etwas zu tun und nicht darin, etwas nicht zu tun. Jesus hat dir die goldene Regel geschenkt, nach der du anderen nur das antun sollt, was du dir umgekehrt auch von ihnen wünscht. Diese Lebensregel findet sich bei vielen Schreiben vieler Glaubensbekenntnisse in der negativen Formulierung. Dem jüdischen Gelehrten Hilel bat einmal ein Mann, ihn in aller Kürze das Gesetz zu lehren. „Was dir selbst verhasst ist, das füg auch keinen anderen zu“, antwortete der Gelehrte. „Da hast du das ganze Gesetz. Alles Übrige sind nur Erläuterungen“. Und der jüdische-hellenistische Philosoph Philo von Alexandrien hat es so ausgedrückt: „Was du selbst nicht erdulden möchtest, das tu auch keinem anderen an“. Von dem griechischen Redner Isokrates stammt die Formulierung: „Alles, was dich erzürnt, wenn du es von anderen erdulden musst, füg auch selbst keinem anderen Menschen zu“. Als Konfuzius gefragt wurde: „Gibt es ein Wort, das als Lebensregel für das ganze Leben genügt?“ antwortete er: „Ist nicht Gegenseitigkeit ein solches Wort? Was du dir selbst nicht zufügen lassen möchtest, das füg auch anderen nicht zu“. Alles diese Formulierungen sind negativ. Es ist nicht übermäßig schwer, sich solcher Handlungsweisen zu enthalten; doch es ist etwas völlig anderes, wenn du stattdessen dazu übergehst, dich anderen gegenüber in deinem Tun so zu verhalten, wir du es dir von ihnen auch wünscht. Der Kern christlichen Verhaltens besteht darin, dass es sich nicht darin erschöpft, das Böse zu unterlassen, sondern vielmehr von dir fordert, das Gute zu tun.
  2. Die christliche Ethik basiert auf dem Außergewöhnlichen. Jesus zählt die üblichen Verhaltensweisen auf und tut sie dann mit der Frage ab: „Was für ein Verdienst ist daran?“ Sehr häufig behaupten Menschen, ebenso gut wie ihre Nachbarn zu sein. Das trifft sehr wahrscheinlich zu. Doch die Frage Jesus lautet: „Um wieviel bist du besser als die anderen?“ Du darfst dich also nicht mit deinen Nachbarn vergleichen, diesem Vergleich hältst du unter Umständen durchaus stand, du musst Gott zum Maßstab nehmen und ihm gegenüber sind wir alle im Verzug!

Was veranlasst uns zu solchen christlichen Verhalten?

Der Wunsch, nach Gottes Willen zu handeln, denn auf solche Weise wirkt Gott selbst durch dich. Gott lässt es regnen über Gerechte und Ungerechte. Er ist freundlich gegen Menschen, die ihm Freude und ebenso zu Menschen, die ihm Kummer bereiten. Gottes Liebe umschließt die Frommen und die Sünder. Diese Liebe ist’s, der du nacheifern sollst. Wenn du auch für deine Feinde nur nach dem höchsten Gut trachtest, dann wirst du wahrhaft zum Kind Gottes, Maranatha!

Gottes Schutz, Segen und Frieden

Euer Pastor Thorsten Wurm (Lionheart)